Der Anlass zur Gründung des Flugplatzes Fricktal-Schupfart
Als die Roche in den 50er Jahren mit der Verlegung eines Teils ihrer Produktion ins Sisslerfeld die Industrialisierung dieser Ebene einleitete, waren die Tage des noch jungen Flugplatzes Sisslerfeld der Fricktaler Flieger gezählt. Er musste der industriellen Expansion weichen, und die ins Haus stehende Stillegung auf 1965 zwang die Sektion Fricktal des AeCS, nach einem neuen Fluggelände Ausschau zu halten. Im Gemeindebann Wallbach konnte zwar das nötige Land dafür käuflich erworben werden, doch vereitelten eigene Fehler im Vorgehen und die verweigerte Zustimmung von Gemeinde und Kanton die Realisation des Projekts. Enttäuschung und Hoffnungslosigkeit in den Reihen der Fricktaler Flieger machten sich breit und man war dem Aufgeben nahe. Der Ausweg aus der Krise gelang, als sich nach neuem Suchen Unentwegter auf dem Hochplateau Tägertli zwischen Schupfart und Wegenstetten eine Lösung für die Fortsetzung des Fliegens abzeichnete.
Die neue Heimat
Nach über 300 Hausbesuchen und langen Verhandlungen und in schier unmenschlicher Arbeit der Vereinsleitung jener Jahre konnte das notwendige Land unter Mithilfe des Luftamts (heute BAZL) gekauft oder langfristig gepachtet und die Baubewilligung erwirkt werden. Die Projektierung sah in einer ersten Etappe den Bau der Zufahrtsstrasse, der Piste von 600 x 100 m und des Mehrzweckhangars vor. In einer zweiten Bauphase sollten Flugdienst-, Werkstatt-, Theorie- und Unterkunftsräume sowie ein Restaurationsbetrieb angegliedert werden. Das ganze Projekt kam schliesslich doppelt so teuer zu stehen wie das ehemals mit 800'000 Franken veranschlagte von Wallbach. 1,7 Mio. Franken mussten investiert werden, wovon dank hindernisreicher, aber schliesslich glücklicker Wiederveräusserung des Landes in Wallbach 1,3 Millionen aus eigenen Mitteln aufgebracht werden konnten. Sie reichten zur Bezahlung der aufgelaufenen, zum Teil durch Vereinsmitglieder verbürgten Schulden und als Rücklage für die fälligen Verbindlichkeiten, wie den Goodwill-Beitrag von 100'000 Franken an den projektierten Zonenplan der Standortgemeinde und die Erstellung der notwendigen, 200'000 Franken teuren Abwasserleitung. Das ehrgeizige Projekt kam schliesslich zustande: Die Grosszügigkeit der Behörden von Bund und Kanton, die materielle Unterstützung aus Vereinskreisen und die beispielhafte Mitarbeit der Vereinsmitglieder in Tausenden von Fronstunden machten seine Realisation möglich.
Der Anflug zur Piste konnte auf der Ostseite durch Überflugsrechte gesichert werden. Auf der Westseite, im Gemeindebann von Wegenstetten, werden Grundstücke im Bundesbesitz überflogen. Sie garantieren den gefahrlosen Landeapproach über das einschränkende Hindernis der diagonal verlaufenden Hochspannungsleitung. Wie seinerzeit in Sisseln, ist auch auf dem "Tägertli" nicht das gesamte Pistenareal im Vereinsbesitz. Ein Drittel davon ist vertraglich langfristig erworbenes Pachtland der Gemeinde Schupfart, die damit gewissermassen teilhabender Partner des Flugplatzes ist.
Die Flur «Tägertli»
Das "Tägertli", ein Flurname für feuchtes und sumpfiges Hochmoorgelände, wurde durch Rodung und Entwässerung zum Ackerland bereitet. Auf dem Hochplateau soll sich nach alter Chronik ein alemannisches Fürstengrab befunden haben, das 1922 vom damaligen Wegenstetter Lehrer Ackermann ausgegraben wurde und wovon lange noch ein Steinblock aus rötlichem Schwarzwaldgranit am östlichen Pistenende und Relikte im Heimatmuseum Rheinfelden zeugen. Auf der Höhe der alten Strasse Wegenstetten-Schupfart wurde 1931 das Fundament des Herrenhauses eines römischen Gutshofes ausgegraben, zusammen mit ähnlichen Funden im Dorf aber wieder zugeschüttet.
Die Betriebsaufnahme
Nachdem am 26. März 1966 das Aufrichtefest des Mehrzweckhangars in bescheidenem Rahmen gefeiert werden konnte, wurden in den letzten Augusttagen desselben Jahres die Vereinsflugzeuge, welche bisher bei der Aeroclub Sektion Aargau im Birrfeld Gastrecht genossen, auf ihren neuen Heimatflugplatz überflogen. Am 6. November wurde vom Eidg. Luftamt die Betriebsbewilligung erteilt, und der «Fricktalflug» machte sich nach langem Unterbruch wieder auf zu neuen Horizonten. Ein Jahr später wurde gebührend gefeiert: Am 3./4. Juni wurde die neue Anlage in würdigem Rahmen offiziell eingeweiht und gleichzeitig das 20-Jahr-Vereinsjubiläum begangen. Die Behörden von Bund, Kanton und Gemeinden erwiesen dem Verein und seinem gelungenen Werk die Ehre und freuten sich mit ihm. Ein grosses Flugmeeting unter Mitwirkung der Patrouille Suisse mit ihren damals neuen Hunter-Flugzeugen lockte die Bevölkerung zuhauf zur Taufe der stolzen Anlage, und wie heute zogen am Schülertag die Schulklassen der umliegenden Gemeinden in Scharen zum Flugplatz ihrer engeren Heimat. Manch einer unter ihnen hat sich dabei vom Flugbazillus anstecken lassen und ist selber Pilot geworden. (Quelle: Festschrift 50 Jahre Fricktalflug 29. Aug. 1998)